Der Countdown läuft ...

Es ist soweit ... das Packen hat begonnen. Noch 14 Tage und mein persönliches Sommer-Abenteuer beginnt.

 

Dank dem Verein "Freiwillig am Bauernhof" bekommen jährlich ca. 200 Helfer die Gelegenheit, Gutes zu tun und gleichzeitig einen Einblick in das Leben am Bauernhof zu erhalten. Das Projekt setzt sich für Bergbauernfamilien in Tirol ein, die ihre Heimat unter schwierigen Bedingungen bewirtschaften.

Diesen Sommer darf ich daran teilnehmen!

 

Mein Einsatz findet von Juli bis September im wunderschönen Osttirol statt.

Meine Gastgeberin sind eine Bäuerin und ihre zwei Hunde.

Das macht es natürlich besonders spannend, denn wie manche von Euch wissen, habe ich auch zwei Hunde und die darf ich sogar mitbringen.

Auf dem Hof wartet sogar eigens schon eine eingezäunte Hundehütte auf Jack und Nugget, meine zwei 3-jährigen Sprocker Spaniels, damit sie sich langsam aber in Sicherheit an die beiden hausansässigen Hunde gewöhnen können. Und schlafen dürfen sie sogar bei mir!

 

Dass ich die beiden mitbringen darf, ist gar nicht so gewöhnlich, denn obwohl viele Bauernhöfe im Steckbrief angeben, dass man Hunde mitbringen darf, schrecken viele im Endeffekt davon zurück. So erhielt ich auf meine Bewerbung auch einige Absagen. Doch nun hat es geklappt und ich verspreche hoch und heilig, dass sich die Anwesenheit meiner zwei besten Freunde nur positiv auf meinen Einsatz auswirken wird.

 

Dank Facebook haben meine Gastgeberin und ich uns schon etwas beschnuppert, was dazu beigetragen hat, dass ich mittlerweile überhaupt keine Bedenken mehr habe, mein gewöhntes Leben und natürlich meinen lieben Mann für 3 Monate hinter mir zu lassen. Letzterer vermisst wahrscheinlich sowieso die Hunde mehr als mich.

 

Gerne freue mich über Kommentare & Tips von Euch! 

Wenn Ihr selber neugierig seid und diese fantastische Erfahrung machen möchtet:
https://www.maschinenring.at/freiwillig-am-bauernhof#

Die ersten Tage ....

 

Meine erste Woche am Bauernhof ist nun vorbei und ich freue mich, Euch zu berichten, dass ich mich hier sehr wohlfühle. Die ersten Tage brachten schon auch ein paar Tränen mit sich, doch diese waren hauptsächlich auf fehlende Routine und anfängliche Fremdheit der Umgebung und Menschen zurückzuführen und waren sehr schnell getrocknet.

Es wäre doch gelacht, wenn ein veränderungsliebender Mensch wie ich mit so einer Situation nicht klar käme.

Ein Bauer muss mit Leib und Seele Bauer sein, denn nur in den wenigsten Fällen kann ein Bauer tatsächlich auch von seinem Hof leben, ohne nicht noch Vollzeit arbeiten zu gehen. Meine Gastgeberin ist genau das. Sie besitzt zwar nur eine kleine Menge Vieh und etwas mehr an Ländereien, aber was sie tagtäglich tut, wird mit Liebe und Enthusiasmus verrichtet. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich innerhalb kürzester Zeit zehr viel Praktisches gelernt, aber auch viel über die Lebensweise und Traditionen der in Osttirol ansässigen Bauern erfahren habe.

In den letzten 6 Tagen habe ich gelernt, wie man mit einer Sense mäht, habe Bohnen und Zwiebeln gesät, Kürbispflänzchen gepflanzt, Unmengen von Unkraut gejätet, Ferkel von einem Stall in den anderen getragen (gar nicht so einfach, wie man sich vielleicht vorstellen mag), Heuarbeiten erledigt, den Schweinestall ausgemistet, Zäune aufgestellt und repariert, sowie Gemüse & Obst geerntet.

Mein FitBit meldete meistens bereits vor 10 Uhr, dass ich mein 10.000-Schritte-Pensum erreicht habe. Meine Entschuldigung an dieser Stelle an meine FitBit Freunde, die an unseren gemeinsamen Challenges daher sicherlich oft verzweifeln 😀

Was einen besonderen Eindruck auf mich hinterlässt, ist, wie jeder Handgriff einen ordentlichen Sinn und Zweck hat, und alles einen Nutzen. Unkraut und Essensreste, sowie Küchenabfälle, sogar Eierschalen, werden an die Schweine verfüttert. Der Schweinemist hingegen sorgt für eine fruchtbare Ernte. Es gibt immer etwas zu tun, Langeweile habe ich noch nicht erlebt, denn sogar in den wohlverdienten Pausen bekomme ich die unterhaltsamsten Geschichten erzählt, sodass ich gar nicht erst auf die Idee komme, müde zu werden.

Ich stelle es mir bereits jetzt sehr schwer vor, in ein bewegungsarmes Berufsleben zurückzukehren, nach all der frischen Luft und körperlichen Betätigung.

Meinen beiden Hunden geht es auch sehr gut, zumindest denke ich das. Sie dürfen bis zu vier Mal am Tag mit mir Gassi gehen und springen dann an den teilweise steilen Bergwiesen hoch und runter, sodass sie am Ende des Tages total müde und erschöpft sind. Leider nicht erschöpft genug, um vom Bellen abzulassen, wenn dann doch mal wieder ein unerwartetes und fremdes Geräusch auftaucht (so gegen 2 Uhr morgens, wenn ich mich gerade im Tiefschlaf befinde). Ich hoffe, dass sich das bald legt. Die gute Neuigkeit ist, dass alle 4 „Hofhunde“ einander akzeptiert haben.

Und da heute Sonntag ist, wird nur das Notwendigste erledigt (Tiere füttern, kochen, etc.) und daher mache ich mich mit meinen Wauzis auf den Weg zum 2.400 m hohen Thurnthaler in den Villgrater Bergen.

Langsam wird jede Aufgabe zur Gewohnheit …

Ich bin also letzten Sonntag mit Jack & Nugget auf den Thurnthaler gewandert und habe sogar das Gipfelkreuz erklommen. Meine Gastgeberin hat uns unterwegs auf 1985m aussteigen lassen und dann sind wir in 2 Stunden auf 2323m aufgestiegen, inklusive Hundebaden im See und kurzem Hundesuchen 😉 dann haben wir uns wieder auf den Weg zurück zum Bauernhof (1240 m) gemacht. Insgesamt waren wir 5 Stunden unterwegs und wurden mit gefülltem Schweinsbraten empfangen.

Morgen nehmen wir uns nun weniger vor, denn es hat einige Tage gedauert, mich von diesem Gewaltmarsch zu erholen und ich muss zugeben, es hat meine Leistung während der Woche wesentlich beeinflusst, obwohl wir auch das schwüle Wetter dafür verantwortlich gemacht haben.

Was habe ich also in meiner zweiten Woche in Osttirol so alles erreicht? Ich bin jetzt ganz alleine für die morgendliche und abendliche Schweinefütterung zuständig (mit Ausnahme des Grasmähens, das mir noch nicht so leicht von der Hand geht). Bruno, Mimi, Oskar und die Ferkel bekommen eine Mixtur aus Weizenkleie, speziellem Schweinefutter, gekochten Futterkartoffeln und diversen Küchenabfällen, manchmal vermischt mit Molke von einem benachbarten Bauernhof. Das alles wird selbstverständlich mit sehr viel Liebe vermischt und den Schweinen vorgesetzt – ab und zu schaffe ich es sogar, es nicht direkt über den Köpfen der gierigen Schweindln auszuleeren, aber das ist schon nicht so einfach.

Letzte Woche wurden bereits ein paar Ferkel verkauft und eine Käuferin hat mir erzählt, wie selten man heutzutage Schweine kaufen kann, die so gesund ernährt werden.

Jeden zweiten Tag fahren wir auf die Alm zu den Ziegen und Schafen, um frisches Gras zu mähen und sicherzustellen, dass das Wasser ordentlich von der Quelle zu den Tieren geleitet wird. Sogar im bergigen Gelände kann ich mit der Sense nun schon ein bisschen umgehen. Da werden Muskeln angestrengt, von deren Existenz ich vorher gar nicht wusste.

Das mit dem erholsamen Schlaf funktioniert noch nicht so ganz, obwohl ich ihn bitter nötig hätte, aber meine zwei kleinen Begleiter denken noch immer bei jedem Geräusch, sie müssten mich beschützen.

Heute geht es auf die Leckfeldalm, eingebettet zwischen dem Aussichtsberg Sillianer Sattel (2.122 m) und den felsigen Mürbenknoten (2.339 m) und im Anschluss wird Eierschwammergulasch gekocht, das Resultat unserer heutigen fetten Beute bei der Schwammerlsuche. Meine Gastgeberin ist gottseidank sehr flexibel und eine Vertreterin der weisen Meinung, dass man immer nur soviel tun sollte, wie man energetisch im Stande ist und da ich heute sehr, sehr müde und erschöpft war, war ich ihr sehr dankbar, dass sie das Ausmisten im Schweinestall & Unkrautjäten mit einem Ausflug in die Pilzwelt ersetzt hat. Bis zum Ende meiner Zeit hier werde ich ein ordentliches Repertoire an Kräuter- und Pilzwissen angesammelt haben.

Bis bald, Eure Julia


Ein heisser Sommer ...


Ein Update von mir ist nun mehr als überfällig, schliesslich ist es schon über drei Wochen her, seitdem Ihr von mir gehört habt. Keine Sorge, es geht mir gut, mir fehlte lediglich die Zeit und vor allem die Energie, mich hinzusetzen und die Ereignisse zusammenzufassen.

 

Mein Ausflug auf die Leckfeldalm vor 3 Wochen war absolut fantastisch. Die rauhe Landschaft der Berge hier im wunderschönen Osttirol ist einfach immer wieder beeindruckend. Auch hier haben wir es wieder bis zum Gipfelkreuz geschafft. Das Eierschwammerlgulasch im Anschluss war auch sehr gut und das Rezept wird definitif wiederholt angewendet werden. Leider ist es momentan zu trocken für die Schwammerlsuche.


Da meine Gastgeberin den Hof allein bewirtschaftet, und momentan gesundheitlich nicht ganz so fit ist wie sonst, entstehen schon oft einige Herausforderungen, die alleine nicht zu bewältigen sind. Eine dieser Herausforderungen der letzten Wochen war die grosse Wiese gleich neben dem  Bauernhof, die dringend gemäht werden musste. Die Tatsache, dass sie das alleine, noch nicht mal mit meiner Hilfe oder der ihres am Hofe wohnenden Sohnes schaffen würde, hat ihr einige schlaflose Nächte bereitet und war sicherlich auch untertags immer ein nagender Hintergedanke. Eines sonnigen und warmen Tages passierte dann, was mich unendlich beeindruckte, hier am Berg zwar „normal“, aber in der restlichen Welt sicherlich nicht selbstverständlich ist. Nicht nur kam der Nachbar mit seiner Mähmaschine und mähte die gesamte Wiese ab, später als das Heu einseitig getrocknet war, erschien er erneut, dieses Mal in Begleitung seiner gesamten Familie und weiteren Nachbarn, um das Heu zu wenden. Am selben Abend noch traf die ganze Mannschaft ein weiteres Mal ein und half dabei, das Heu in den Stadl zu bringen. Die Gegenleistung waren erstmal eine Kiste Bier und später eine vergleichsweise sehr geringe monetäre Entschädigung. Das Ergebnis war ein gesicherter Futterwinter für die Tiere und erhol samer Schlaf für deren Besitzerin.

 

Am Berg durfte ich mich weiterhin mit dem Mähen mit der Sense am Steilhang üben, was sich für mich als äusserst frustrierend herausstellte. Nicht das Mähen an sich offenbarte  sich hier als schwierig - ich hätte noch genug Kraft gehabt, weitere Meter zu bewältigen. Woran man allerdings zuerst nicht denkt, ist die ungewohnte Fussstellung am steilen Berg, die mir meine Grenzen bei dieser Tätigkeit aufgezeigt hat. Deshalb dauerte diese Aufgabe etwas länger als geplant, aber die Geduld meiner Gastgeberin kennt ja gottseidank fast keine Grenzen.

 

Vier Ziegen haben wir bereits vom Berg in den Stall geholt und die weiblichen Muttertiere von den Jungtieren getrennt, damit ich mich auch am Melken einer Ziege üben konnte. Bisher wurde das Produkt unserer Melkerei an die Hunde verfüttert worden, aber wir haben vor, Ziegenfrischkäse zu erzeugen. In der Zwischenzeit hat mir der vorhin schon genannt Nachbar einen Kübel Kuhmilch gespendet, die wir dann zu Topfen werden liessen. Eine Portion davon habe ich in wunderbaren hausgemachten Liptauer Käseaufstrich verwandelt, auf den ich mächtig stolz bin.

 

Eine von mir gehasste Eigenschaft, nämlich meine Ungeduld, habe ich gestern einmal ohne grosse Anstrengung bändigen können. Ich habe tatsächlich eineinhalb Stunden damit verbracht, auf der Wiese Spitzwegerich zu sammeln. Da meine liebe Gastgeberin auch ein ausschweifendes Kräuterwissen hat, habe ich vor, mir dies während meines Aufenthaltes hier zunütze zu machen und sämtliche Hausmittelchen selbst zu produzieren und dann mit nach Hause zu nehmen.  Den Spitzwegerich habe ich schichtweise mit Zucker in grosse Einmachgläser gefüllt und einen halben Meter tief in der Erde vergraben. Mit Glück kann ich dann Ende September fertigen Spitzwegerichsirup ausgraben, der ausgezeichnet gegen Husten hilft.

Doch nicht nur gesundheitsfördernde Produkte stehen auf meiner Liste, da wir auch literweise Marmelade einkochen. Bisher wurden auf diese Weise schwarze Ribisel und Jostabeeren verarbeitet. Die ersten Marillen haben wir ebenfalls geerntet und so konnte ich heute endlich den ersten heissersehnten Marillenfleck backen.

Halbzeit (mehr oder weniger)


Nun bin ich bereits 8 Wochen im wunderschönen Osttirol und ich gewinne es jeden Tag lieber.

 

Es scheint, je mehr Arbeit wir verrichtet haben, desto mehr wartet immer noch auf uns. Momentan sind wir damit beschäftigt, sämtliche Pflaumen, Marillen und Preiselbeeren zu ernten und diese in wunderbare Marmeladen, Kompotte und Kuchen zu verwandeln. Die roten Rüben, oder Ronen, wie sie hierzulande genannt werden, sind bereits eingekocht in Einweckgläsern verschwunden.

Die ersten Kürbisse und Zucchini haben wir schon verzehrt, das Holz vom Berg ist seit heute vor dem Hof, somit ist auch das heurige Brennholz gewährleistet. Insgesamt scheinen hier alle bereits mit der Vorbereitung auf den Winter begonnen zu haben. Dieser ist ja auch nicht mehr so weit weg. Morgen kann es bereits zum ersten Mal ganz hoch oben auf den Almen schneien, wenn die Temperaturen weiterhin so sinken.

 

Ich bin nach wie vor von der Vielfältigkeit meiner Arbeiten hier entzückt. Zwar ist das Füttern der Tiere mehr oder weniger immer dasselbe, aber auch diese sind jeden Tag in einer anderen Stimmung und so wird es nie langweilig. Die grossen Schweine kommen nun nachts in den Stall, einerseits wegen der regelmässigen brünftigen Schreie, die sonst den ganzen Berg nachts wach halten würden, andererseits wegen der Ziegen und Schafe, die nun vom Berg zurück sind und die nachts den Platz brauchen, den sonst die Schweine einnehmen.

 

Letzte Woche fand bei uns am Hof die sogenannte Kapellenmesse statt, ein jährlicher Brauch, den der ortsansässige Dekan Anno in der Gegend eingeführt hat. So wird wöchentlich immer an einer anderen der kleinen Kapellen, die sich im Hochpustertal befinden, eine Messe zelebriert. Das Besondere an unserer Kapellenmesse ist, dass die gesamte Nachbarschaft (60-70 Leute) ein gesellschaftliches Ereignis daraus macht. So werden von allen Bauernhöfen alle Arten von süssen und pikanten Köstlichkeiten, sowie Wein, Bier und andere Getränke angekarrt und nachdem der Dekan seine weisen Worte gesprochen hat, wird hier anschliessen noch gemeinsam gefeiert. Es war mir eine ausserordentlich grosse Ehre, an diesem Ereignis teilnehmen zu dürfen. Überhaupt ist es sehr schön, wie man mich innerhalb kürzester Zeit hier aufgenommen hat.

 

Ich fühle mich hier manchmal in eine andere Zeit zurückversetzt. Natürlich hat hier auch hier jeder ein Smart Phone, einen Laptop, HD-Fernseher und ein Auto (oder Moped), aber es zählen hier die einfachen Dinge. Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Dankbarkeit und Miteinander werden hier noch gross geschrieben. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich hier in einer ganz besonderen Gemeinschaft von Menschen gelandet bin, denn nicht in allen Gemeinden oder bei allen Nachbarn in der Gegend geht es so zu wie hier. Das war auch angeblich auch früher nicht der Fall, aber momentan lebt hier auf dem Berg ein ganz besonderer Menschenschlag, den es sehr schwer zu verlassen wird, wenn es an der Zeit ist.


Fazit

Viele von Euch werden sich gefragt haben, was seit August mit meinem Aufenthalt auf dem Bauernhof geschehen sein mag. Wenige mögen sich sogar gedacht haben, ich hätte frühzeitig aufgegeben und deshalb meinen Blog nicht mehr weitergeführt.

Fakt ist, ich hatte einfach lange keine Lust zu schreiben. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mein Leben zu geniessen. Wie auch in den ersten beiden Monaten überwältigte mich weiterhin die Euphorie der körperlichen Betätigung, die emotionale Bindung zu den Menschen und Tieren in meiner Umgebung und schliesslich auch die Furcht vor einer Zukunft ohne alledem. Es fasziniert mich weiterhin, wie befriedigend es sein kann, einen ganzen Stall auszumisten. Als bisher komplett unsportlicher Mensch kannte ich nicht, wie körperliche Betätigung süchtig machen kann.
Nachdem alle unsere Tiere wieder rund um den Bauernhof versammelt waren und das meiste Gras auf den Bergwiesen gemäht war, kam es nun darauf an, das Holz von dort einzusammeln. Zudem wurden ein paar unserer Baumstämme auf den Hof geliefert, die daraufhin mit der Motorsäge zerlegt und dann gespaltet werden mussten. Dazu hatten wir Hilfe von einem weiteren freiwilligen Helfer aus Wien.

Weiters mussten alle Kürbisse und Zucchini geerntet werden, sowie Rüben, Salat und Tomaten, die den ersten Frost überstanden hatten. Wiesen mussten für die von der Alm zurückgekehrten Tiere mit Elektrozäunen versehen werden. Unendlich viel Holz war zu spalten. Das gespaltete Holz musste gestockt und winterfest gemacht werden. Nachwuchs liess auch nicht lange auf sich warten, so kamen innerhalb von drei Wochen vier entzückende Lämmer auf die Welt. Andererseits geht es auch auf der anderen Seite des natürlichen Bauernhof-Kreislaufs weiter und so lernte ich, wie man aus Schweinefleisch Speck macht.

Dann kam der orkanartige Sturm Ende Oktober, der Teile Osttirols zum Katastrophengebiet machte. Der Zivilschutz in unserer Gegend war schlichtweg überwältigend. Muren, Überflutungen und Winde bis zu 200 km/h betrafen speziell die Menschen und Landschaften rund um unseren Bauernhof. Man sprach sogar von einem Jahrhunderthochwasser. Stromausfälle waren bei uns bereits am nächsten Tag behoben, während manche Kärntner Gemeinden noch eine Woche später davon betroffen waren. Das schlimme Ausmass des Sturmes zeigte sich erst in den Tagen und Wochen danach. 400.000 Festmeter Holz waren durch den Sturm gefällt worden. Nun ging es in ein Wettrennen gegen das Wetter. Jeder Waldbesitzer mit betroffenem Holz musste so schnell wie möglich das betroffene Holz beseitigen, bevor der bevorstehende Winter eintreffen würde. Durch das grosse Ausmass an Holz fielen natürlich die Preise, womit man bereits beschädigtes Holz noch billiger verkaufen musste. Für manche Bauern fällt die Waldwirtschaft gleich für mehrere Jahrzehnte komplett weg. Dazu kommt natürlich noch die Gefahr an Verletzungen, die leider auch auf unserem Berg ein Verletzungsopfer gefordert hat. Zu alledem kamen noch die üblichen Sturmbeschädigungen wie abgedeckte Dächer, etc. Doch auch hier hat sich die fantastische Nachbarschaftshilfe wieder bewiesen, die ich bisher so hervorgehoben habe.

Vielleicht werden sich nun die mathematisch Talentierten unter Euch denken, dass doch drei Monate Ende September zu Ende gewesen wären.

 

Tja, was soll ich sagen ... Meine Gastgeberin und ich waren uns doch sehr schnell einig, als es darum ging, meinen Aufenthalt um einen Monat zu verlängern. Und dann noch einen weiteren Monat.

 

Und nun? Nun ja, einige von Euch haben es sich längst gedacht ... ich habe beschlossen, in dieser wunderbaren Gegend zu bleiben und meine Gastgeberin ist nun schon lange viel mehr als nur das. Ich hatte das wunderbare Glück, von dieser wunderbaren Familie aufgenommen zu werden und hier ein Zuhause zu finden.

 

Mittlerweile arbeite ich in einem örtlichen saisonalen Betrieb in einem Zweig meines erlernten Berufs, den ich bisher viel zu sehr vernachlässigt habe und der mich sehr erfüllt. Meine neue Kollegen haben mich so warm aufgenommen, wie die Bauern auf „meinem“ Berg und meine Hunde werden in meiner Abwesenheit sehr liebevoll betreut.

Zudem erlebe ich die Vorweihnachtszeit seit langer Zeit wieder einmal genauso wie sie meiner Meinung nach sein soll.

 

Nun suchen wir nur noch nach einer beruflichen Möglichkeit für meinen Mann in der Gegend. Doch vielleicht tritt er doch zuerst in meine Fussstapfen als Freiwilliger Bauernhof-Helfer.

 

Ich denke, ich könnte allein aufgrund der letzten sechs Monate ein ganzes Buch über die Menschen und das Leben in Osttirol schreiben. Ich kann mich an der Gegend einfach nicht sattsehen. Ich finde den Zusammenhalt unter Nachbarn einfach faszinierend, und doch ist dieser hier ganz normal („Es geht doch auch gar nicht anders“). Die natürliche und liebenswerte Art wie hier die ortsüblichen Bräuche zelebriert werden, die Bescheidenheit, die Liebe an einfachen Dingen, die Offenheit gegenüber Neuem und die Ehrlichkeit im Umgang mit Mitmenschen zeichnet diese einzigartige Region aus und ich bin immens stolz, ein Teil von ihnen geworden zu sein.

 

Was habe ich nun in den letzten sechs Monaten gelernt?

- Ich werde mir meinen Traum vom eigenen Geschäft erfüllen. Ich weiss, dass ich die notwendigen Bedingungen erfülle und selbst mein Bankmanager motiviert mich zum nächsten Schritt.

- Ich werde den Roman schreiben, der seit Ewigkeiten in meinem Kopf herumschwirrt.

- Was mich nicht glücklich macht, muss gehen. So schwer es auch machmal fällt, ist Egoismus hier doch der klügere Weg.

 

Ich möchte mich auf diesem Weg bei einigen Menschen bedanken:

- Danke an die Firma Maschinenring und den Verein „Freiwillig am Bauernhof“ für diese einzigartige Möglichkeit, eine andere Perspektive kennenzulernen und dabei meinen Horizont zu erweitern.

- Ein riesiges Dankeschön an meine Gastgeberin, die mich von Beginn an so liebevoll betreut hat. Die mich mit allen positiven und negativen Eigenschaften stets akzeptiert hat, wie ich bin und mich bei all meinen Vorhaben immer mit ihrer immens positiven Art unterstützt hat.

- Danke an meinen Mann, der mich zu diesem Schritt angespornt hat und trotz der Entfernung stets für mich da war.

- Danke an die wunderbaren Menschen, die „meinen“ Berg bevölkern und mir den gesamten Sommer über das Gefühl gegeben haben, etwas Besonderes zu sein. Ihnen verdanke ich es, nun endlich über meinen Horizont hinaus zu sehen.

- Danke an Yvette Taylor und ihre Energy Alignment Methode ohne deren Hilfe ich wahrscheinlich gar nicht erst auf die Idee mit dem Bauernhof gekommen wäre.

- Danke an meine besten Freundinnen, die nicht auch nur einen Moment daran gezweifelt haben, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Ich danke Euch, dass Ihr soviel Interesse an meinem Abenteuer hattet.

 

Liebe Gruesse

Eure Julia

PS: Wenn Ihr meinem Tun weiterfolgen möchtet: www.praxisfuerenergiearbeit.at